Geschlossene Kreisläufe – Wieder- und Weiternutzung einplanen, recycelte Baustoffe nutzen

Beschreibung

Unser lineares „Take-Make-Dispose“- Wirtschaftsmodell (Entnehmen-Produzieren-Wegwerfen) kann auf Dauer nicht funktionieren.

Ressourcen sind nicht unbegrenzt auf der Erde verfügbar, ihre Ausbeutung wird immer aufwändiger, die Preise für Rohstoffe steigen seit der Jahrtausendwende, nach einer jahrzehntelangen Preisreduktion, rapide an. Wertvolle Rohstoffe wie z.B. Kupfer sind nur noch wenige Jahre im aktuellen Umfang schürfbar, dennoch werden tausende Tonnen dieses praktisch unbegrenzt wiederverwertbaren Metalls beispielsweise als Elektroschrott zu Müll, als solcher verbrannt und damit unwiederbringlich vernichtet.

Um die vermeintlich unbegrenzt verfügbare Ressource Sand haben sich regelrechte Kämpfe entwickelt, ganze Inseln werden zerstört, um die Herstellung von Beton zu ermöglichen, aus welchem der Sand nach der Nutzung nicht wieder zurückgewonnen werden kann.

Die Nutzung von Materialien muss dringend überdacht werden. Neue Wege Ressourcen zu schonen und ohne Wert- und Qualitätsverlust in geschlossenen Kreisläufen zu halten, müssen etabliert werden. Das Konzept „Abfall“ ist an sein Ende gekommen.

Bei Planung und Gestaltung von zukunftsweisenden Gewerbebauten sollte diese Herausforderung angenommen, im besten Fall auf schädliche Substanzen verzichtet und vollständig rückbaubare Materialien eingesetzt werden. Eine hohe Flexibilität in der Gestaltung ermöglicht zusätzlich eine sich an zukünftige Veränderungen anpassende Nutzung und damit eine Umwandlung und Weiternutzung ohne Rückbau.

Bereits heute können solche Baustoffe (z.B. Holzbau, Holzfaser-Dämmstoffe, Metall-Werkstoffe, …) großflächig zum Einsatz kommen.

Die Zertifizierung der Baustoffe und Gebäude, die Nutzung von Service-Konzepten und eine Verwendung von bereits recyceltenMaterialien unterstützt diese Entwicklung.

Innovation / Wirkung

Der Einsatz von Baustoffen sollte so geplant werden, dass diese nach ihrer Nutzung zur Grundlage neuer Produkte werden. Die Innovation und die Verwendung neuer, schadstofffreier Baustoffe muss gefördert werden, um die Weiter- und Wiederverwendbarkeit eingesetzter Baustoffe zu gewährleisten. Die Ermöglichung von geschlossenen Materialkreisläufen und die Erstellung von Material-Datenbanken, unterstützt beispielsweise durch Building Information Modeling – BIM, sollte auch auf politischer Ebene gefördert werden. Denkbar wäre eine Verknüpfung von innovativen Materialien (auch alternative Rohstoffe) und Service-Lösungen mit nachhaltigen Finanzierungsmodellen.

Auf lange Sicht und unter Voraussetzung der Innovation entsprechender Materialien und Dienstleistungsmodelle, sollte eine Rezyklierbarkeit aller im Bau eingesetzten Materialien verpflichtend werden.

Die digitale Dokumentation und Verwaltung von Rohstoffen soll deren Verfügbarkeit vor Ort sichern.

Hemmnisse / Erfolgsfaktoren

Eher problematisch ist heute die Weiter- und Wiederverwendung von bereits verbauten und bei einem Abbruch anfallenden konventionellen Baustoffen, deren Inhaltsstoffe häufig nicht definiert und deren weitere Nutzung ursprünglich nicht vorgesehen war. Dennoch sollten auch hier bereits heute machbare (Holz, Metalle) und auch innovative Lösungen unterstützt werden.

Die sich weiter zuspitzende Preisentwicklung von Roh- und Baustoffen ist bereits heute marktwirtschaftlicher Anreiz für Innovation. Sollten Umwelt-Folgekosten für Herstellung und Nutzung in Zukunft eingepreist werden (z.B. CO2-Bepreisung) wird sich die Entwicklung rezyklierbarer und ohne Wertverlust wiederverwendbarer Baustoffe und damit auch deren wirtschaftlicher Einsatz zweifelsfrei beschleunigen. Die Dokumentation im Gebäude eingesetzter wieder- und weiterverwendbarer Baustoffe ermöglicht die Bezifferung eines Gebäude-Restwerts nach der Nutzungsdauer und kann für innovative Finanzierungsmodelle genutzt werden.

 

Autorin: NC

 

Autorin: NC

Beispiele

c2c Produkte erhalten Materialien in Kreisläufen

Das Handhaben von Gebäude und Anlagen als Materialbanken, hält Baustoffe im Kreislauf. Das Entwerfen von intelligenten, gewichtsreduzierten Gebäuden erlaubt das Wiederverwenden oder das Rückbauen zu rohen Baustoffen von Gebäudekomponenten.

So passt zum Beispiel das Verwenden von gebrannten Pflasterklinkern, die vor Ort aus recycelten Materialien hergestellt werden und zudem leicht wiederverwendbar sind sehr gut zum Cradle- to- Cradle- Prinzip.

Stampflehmwand-Elemente mit Kerndämmung aus Schaumglas-Schotter

Ein Teil der verwendeten Baustoffe sind recycelt und innovativ angewendet: So finden sich in den innovativen Stampflehm-Fassadenelementen zum einen Lehmaushub von nahegelegenen Tunnelbauarbeiten, sowie Teile des Abbruchmaterials der Kasernengebäude.

Autorin: NP

Bodenbelag aus alten Fischernetzen

Der Teppichbelag wurde aus dem Nylon alter Fischernetze hergestellt.

Weiterverwendung bestehender Bauelemente

Bestehende Bauelemente der ehemaligen Lagerhalle konnten teilweise wiederverwendet werden und eine neue Stahlkonstruktion wurde aus dem recycelten Material des Umbaus gefertigt. In den Teppichböden wurden sogenannte „Geisternetze“ (im Meer zurückgelassene Fischernetze) verarbeitet.

Autorin: NP

Bestehendes Kellergeschoss wurde als Gründung und dekonstruierbarer Neubau

Der Neubau ist auf ein bestehendes Kellergeschoss, welches im Geländeverlauf einseitig versenkt ist, aufgesetzt.

Das gesamte Bauwerk ist „trocken gekoppelt“. Die vorgefertigten Teile aus dem Werk wurden dann mechanisch (Verbinder und Schrauben) vor Ort verbunden. Die mechanischen Verbindungen lassen sich sauber wieder lösen, so können die Materialen bei einer Demontage getrennt und in die Stoffkeisläufe zurückgeführt oder sogar ganze Elemente weiterverwendet werden.

Autorin: NP